Projekt
Wärtsilä Corporation

(Dresden)
Geht ein Kraftwerk auf Reisen, so braucht man – bevor es losgehen kann den größten Telekran der Welt, Scouts, die die Route ausarbeiten sowie sehr sehr sehr viel Planung und Ideen! Ein Großteil der von VOLLMERT durchgeführten Projekte hatten und haben gemein, dass sie sich durch eine lange Vorlaufzeit auszeichnen, da die saubere Planung inklusive Vorstudien und Machbarkeitsanalysen – gerade im Hinblick auf die Transportrouten mit überdimensionalen Bauteilen – sehr aufwändig ist und oft der berühmten „Suche nach der Nadel im Heuhaufen“ gleicht. Und so ist es bei VOLLMERT selbstverständlich, dass alle Projekte im Vorwege mit sehr viel Akribie vorbereitet werden und sich dann leider manche Projekte im Sande verlaufen. Aber manchmal kommt es zur überraschenden Wende und es zeigt sich, dass alles das, was man Jahre zuvor investiert hat, doch nicht umsonst war. Und genau diese Situation durfte VOLLMERT im Januar 2010 erleben.

Bereits im 4. Quartal 2006 wurde VOLLMERT aufgefordert ein Gesamtkonzept zu entwickeln, welches die Verlagerung eines 20 Megawatt – Dieselkraftwerkes aus der Nähe von Dresden vorsah.
VOLLMERT entwicklete auf der Basis des VOLLMERT-Full-Service-Prinzips ein Gesamtkonzept, welches neben der mechanischen Demontage aller Kraftwerkskomponenten und der Herzstücke – drei 18-Zylinder WÄRTSILÄ Motoren mit einem Stückgewicht von nahezu 105to und einer Bauteilhöhe von knapp 4,40m je Einheit – auch ein Hebe- und Abtransportkonzept beinhaltete.
Schon im Jahre 2006 legte man besonderen Wert darauf, dass dieses Konzept als „schlüsselfertig“ anzusehen sein sollte – also keine Ausschlüsse oder extra Aufwandspositionen beinhaltete. Eben genau nach VOLLMERTs Credo.

Nachdem VOLLMERT das Gesamtkonzept vorgelegt hatte, verlief sich das aufregende Projekt im bereits zitierten „Sande“. Eine wirklich nachvollziehbare Begründung hierfür konnte niemand liefern.
Aber im Januar 2010 kam es zu einer überraschenden Wende, denn VOLLMERT wurde erneut – nun durch den Hersteller des Kraftwerkes selbst – angefragt und konnte innerhalb weniger Tage – wenn auch nicht ganz unvorbereitet – ein fix und fertiges Konzept präsentieren, welches nun die Komplettverlagerung als „Turn-key“- Abwicklung nach Pilsen in der Tschechischen Republik beinhaltete.
Innerhalb weniger Tage waren die Verträge – dank eines auf Machbarkeit geprüften und schlüssigen Konzepts – unterschrieben und es konnte seitens VOLLMERT mit der Ausführung begonnen werden.

Im ersten Step der Abwicklung erfolgte die Ausbringung von drei Reaktoren über Dach mit einer jeweiligen Breite von über 4,60m und deren Umtransport nach CZ – Pilsen. Darüberhinaus wurden die diversen anderen Baugruppen wie Ölseparatoren, Rückkühlsysteme, Schaltanlagen und übrigen Baugruppen fachmännisch ausgebracht und in bereitgestellte Container gestaut. Diese Arbeiten wurden im zuvor genau definierten Zeitfenster abgearbeitet und zur Zufriedenheit des Kunden abgewickelt. Zeitgleich befand sich ein weiteres Team in Pilsen, welches die demontierten Teile in Empfang nahm und an den vorgesehen Plätzen einlagerte.

Parallel zum ersten Bauabschnitt wurde das sehr aufwändige Genehmigungsverfahren für die Durchführung der Transporte durchgeführt. Da die Motoren nicht weiter demontiert werden konnten, mussten diese mit einer Höhe 4,40m und einem Stückgewicht von jeweils 105 to zum Zielort verbracht werden. Bereits in der Studie 2006 hatte VOLLMERT aufgezeigt, dass ein reiner Überlandtransport nicht – oder nur mit unüberschaubaren Risiken – möglich sein würde. Deshalb hatte VOLLMERT bereits zu diesem Zeitpunkt eine Transportdurchführung mittels kombinierten Verkehrsträgern – also Transport über Land zum Binnenhafen mit Umschlag ins Binnenschiff und im Zielhafen nach erneutem Umschlag Weitertransport über Land zum Zielort – aufgezeigt. Und diesem Konzept folgten dann auch die Behörden vorbehaltslos.

Zu einem vorläufigen Höhepunkt kam es dann während des zweiten Bauabschnitts, in dem VOLLMERT die Ausbringung der Motoren und deren Verladung samt Abtransport zum Binnenhafen Dresden vornahm:  Um die Motoren nach der Ausbringung überhaupt heben zu können, musste eigens ein 1.200 to Telekran – der derzeit leistungsstärkste Telekran der Welt – aufgebaut werden. Da die Motoren in 25m Entfernung zum Kran standen, war auch dieser Großkran mit diesem Lastfall sprichwörtlich ausgereizt. Unter den staunenden Augen vieler Zuschauer, die sich die Ausmaße dieses Kranes nicht entgehen lassen wollten, wurden die Motoren durch die VOLLMERT Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber sauber verladen und auf den Fahrzeugen verzurrt.

Der nächsten Etappe für die Motoren stand nun nichts mehr im Wege, so dass sich in der Nacht vom 15. auf den 16. April 2010 sich ein knapp 400 m langer Konvoi – bestehend aus den drei Schwertransporten und diversen Begleit- und Polizeifahrzeugen auf den Weg zum Dresdner Binnenhafen machte.
Auf Grund der Gesamttransporthöhe von knapp 5,70m konnten viele Straßen nicht genutzt werden, so dass neben einer erforderlichen Vollsperrung der Autobahn auch diverse Oberleitungen der Straßenbahn und Telefonkabel auf dem Weg zum Hafen situativ angehoben werden mussten.

Am 16. April erfolgte dann morgens die mit Spannung erwartete Verladung der drei Motoren im Binnenhafen von Dresden auf ein Schiff. Hierfür hatte VOLLMERT zwei 400 to Telekräne vorgesehen, die im Tandemhub die drei Motoren jeweils sicher in das bereitliegende Binnenschiff hoben. Und nach zwei Stunden war auch dieser Part des sogenannten Transportvorlaufs nach Pilsen bewältigt. Gegen Mittag hieß es für das Binnenschiff „Leinen los“ und die drei Motoren machten sich auf den Weg elbaufwärts Richtung Prag.

Mittlerweile befinden sich alle Bauteile – auch jene die hier nicht explizit erwähnt worden sind – im Zwischenlager in der Tschechischen Republik. Aber damit ist dieses Projekt noch nicht abgeschlossen – schließlich sollen die Motoren Anfang 2011 wieder Strom produzieren. In der nächsten Zeit wird sich VOLLMERT also mit dem Auftraggeber darum kümmern, die Einheiten wieder fachgerecht zu verbauen.

Auch für VOLLMERT war dieses Projekt nicht alltäglich. Es zeigt sich, dass eine detaillierte und vorausschauende Ablaufplanung der Garant für allseitige Zufriedenheit sind